Das Technische Hilfswerk Österreich (kurz THW Österreich) wurde bereits im Jahre 1984 gegründet und sollte nach dem Vorbild des THW Deutschland auf-gebaut werden. Bald jedoch merkten die hochmotovierten Funktionäre, daß in Österreich vieles anders läuft als in Deutschland, dabei hat es den Vorläufer des THW Deutschland in den Kriegsjahren auch in Österreich gegeben.
Unter der Bezeichnung „Technische Nothilfe“ wurde verschiedenartigste Hilfe im technischen Bereich angeboten, einen Namen machte sich die „TN“ aber erst nach der Bombardierung österreichischer Städte, hauptsächlich gegen Ende des Krieges. Viele Tausende Österreicherinnen und Österreicher konn-ten sich in Zeiten der Not an verschiedenartigste Hilfeleistungen erinnern. Dabei war die „TN“ durch rigide Einberufungen in ihrer Schlagkraft enorm ein-geschränkt, Frauen, Kriegsversehrte, Jugendliche und alte Männer mußten an die Stelle derjenigen nachrücken, die im Militärdienst stehen mußten. Nach dem Krieg wurde von den Alliierten vieles verboten, ohne den Leistungshinter-grund oder die Sinnhaftigkeit zu überprüfen, so beispielsweise in Österreich außerhalb der sowjetischen Besatzungszone der Arbeiter-Samariterbund und in ganz Österreich die Technische Nothilfe.
In der österreichischen Struktur der hauptsächlich ehrenamtlichen Hilfsorgani-sationen der Nachkriegsjahre gab es vorerst außer den Feuerwehren und dem Roten Kreuz keinen Platz für andere Organisationen. Die einzige Ausnahme war eben der Arbeiter-Samariterbund, der nur in der russischen Zone erlaubt war. Die Westaliierten waren offenbar der Meinung, daß es sich um eine kom-munistische Organisation handeln würde. Als es nach 1956 zu ersten Bestrebungen kam, den ASB auch in den anderen ehemaligen Zonen einzu-führen, kam es zu ernsten Auseinandersetzungen mit dem Roten Kreuz. Dabei hätte man nur in das Nachbarland Deutschland blicken müssen, um zu sehen, daß es dem Rettungswesen gut tat, oft mehr als vier bis fünf Organisa-tionen nebeneinander zum Wohle der Menschen arbeiten zu lassen.
Die Probleme des Samariterbundes beim Neuaufbau von Dienststellen außer-halb der ehemaligen sowjetrussischen Zone hätten den Idealisten der ersten Stunde als Warnung dienen sollen, denn im Gegensatz zum ASB hatten die österreichischen THW-Funktionäre keine bereits existierende Macht im Hinter-grund, die bereits auf vielfältige Ressourcen sowie langjährige Erfahrungen zurückgreifen konnte. Schon bald stellte sich heraus, daß man einer Reihe von Politikern mehr als blauäugig vertraut hatte. Ursprünglich war man relativ einhellig der Meinung, daß es in Österreich genügend Platz für ein Techni-sches Hilfswerk gäbe, nur, daß die Kompetenzen, klar ausformuliert werden müßten. Da sowohl der Feuerwehrverband als auch das Rote Kreuz in Bereichen des Katastrophenhilfsdienstes viele Jahre erfolgreich tätig war, soll-te es zu keinerlei ungewünschten Überschneidungen kommen.
Letztlich ging die damalige Politik vermutlich schon vor fast 30 Jahren vor den beiden Großorganisationen in die Knie, die einerseits Großes für die Bevölke-rung leisteten, andererseits eine Art Monopolstellung behalten wollten.
Damals war es durchaus üblich, daß sogar der Samariterbund außerhalb seines ursprünglichen Tätigkeitsbereiches im Osten Österreichs mit vielschich-tigsten Problemen zu kämpfen hatte, wobei dieser Kampf nicht immer mit sauberen Klingen geführt wurde. Die Politik wurde damals offensichtlich zum Instrument für eine Art Monopolismus mißbraucht, aus der damaligen Sicht einer ebenso großen wie erfolgreichen Rettungsorganisation durchaus ver-ständlich. Heute ist das alles ganz anders zu sehen. Im Rahmen der Europäischen Union sind Mitbewerber in allen Bereichen herzlich willkommen, obwohl dieses nicht immer als sinnvoll erscheint. Diese heute oft schwer zu verstehende Logik war vor etwa 30 Jahren noch undenkbar. Kurzum, das THW Österreich war in seiner Aufbauabsicht anscheinend um viele Jahre zu früh am Werk.
Vor etwa 25 Jahren stellte sich bereits heraus, daß eine Bundesanstalt nach deutschem Muster politisch nicht durchsetzbar gewesen wäre, denn dann wären nach der damaligen Meinung von Finanzexperten nicht nur für den Feu-erwehrverband, sondern auch für die Rettungsdienst enorme Finanzleistungen notwendig gewesen. Wie immer mußte man in Österreich am falschen Fleck sparen, dabei wäre es unserem Staat im Vergleich zu heute finanziell durch-aus gut gegangen. Doch schon vor einem Vierteljahrhundert ging es mit den Staatsfinanzen bekanntlich langsam bergab, es wurde immer schwerer, zu einem Status zu kommen, der eine Art von Unterstützungswürdigkeit ein-schließen würde.
Vor 30 Jahren war man trotz vielfältiger Probleme nicht untätig. Obwohl man mit keiner Unterstützung rechnen konnte und schon gar nicht mit einem Spon-sor, wurde ein sogenannter „Muster-K-Zug“ aufgestellt. Über gute Kontakte zum Feuerwehrverband konnten eine Reihe Feuerwehrfahrzeuge angeschafft werden. Problematisch war nur die Aufgabenstellung, denn in geplanten Randbereichen waren sowohl die Feuerwehren, als auch die Rettungsdienste tätig. Nur mit viel Fingerspitzengefühl war es möglich, keinen Konkurrenzneid aufkommen zu lassen. In den allerersten Jahren wurde eine Kooperation mit einigen Gruppen des Samariterbundes eingegangen. Bei technischen Proble-men konnte das THW Österreich hilfreich tätig sein, dafür wurden THW-Helfer im Bereich „Erste Hilfe“ ausgebildet. Nach etwa zehn Jahren wurde durch einen Funktionärswechsel diese Kooperation leider beendet. Mittlerweile wa-ren die Probleme in Bezug auf Anerkennung und Unterstützung noch größer geworden. Mit jedem Jahr wurde es aussichtsloser, an finanzielle Hilfen zu kommen. Irgendwelche Budgetknappheiten wurden als Argument vorgescho-ben. Es kamen auch verschiedene echte wie unechte Kriesen als Begründung dazu, ab dem Jahre 2008 ging gar nichts mehr, denn die amerikanische Immobilienkrise traf auch Österreich. Nun hatte die Politik ein echtes Argu-ment, Griechenland oder die Hypo Alpe Adria kamen auch noch dazu, unser Staat schlittert von einem Sparpaket in das andere. Die weltweite Abhängig-keit der Staaten von milliardenschweren Investoren und Banken bereichert die Milliardäre noch weiter, dafür werden die Armen noch ärmer. In so einer Zeit auf Unterstützung des Staates zu hoffen, ist de facto hoffnungslos.
So auf den Punkt gebracht, hatte das THW Österreich in den letzten Jahren nur wenige Chancen, um in einer Zeit der überall üblichen Ellbogentechnik zu überleben oder gar sich weiter entwickeln zu können. Entweder man wartete auf ein Wunder, oder auf professionelle Hilfe von außen. Vielleicht hat die Europäische Union auch einmal etwas Anderes im Sinn als offensichtliche Fehlprogramme ins Laufen zu bringen wie die richtige Gurken- oder Bananen-krümmung, die Abschaffung jahrhundertealter Obstsorten, oder auch die zwangsweise Einführung der Gen-Manipulation über die Hintertür. Der Gipfel der Bevormundung wäre die unsinnige „TTIP“, wobei Konzerne die Gesetze ganzer Staaten aushebeln könnten, was gottseidank eine große Mehrheit der Bevölkerung ablehnt.
In den letzten Jahren hatten wir mit verschiedenen großen Problemen zu kämpfen. Innerhalb von sechs Jahren mußten wir gleich viermal übersiedeln. Vor einigen Jahren hatten wir eine Steuerprüfung des Finanzamtes, die an sich besonders gut verlaufen ist. Allerdings wurde, natürlich gesetzlich gedeckt angenommen, daß das Verhältnis von Einnahmen mit Mehrwertsteuer und Spenden nicht im richtigen Verhältnis steht, zumindest stellt es sich aus unserer Sicht so dar. Daher galten nun Spenden als „Betriebseinnahmen“ und konnten zur Versteuerung herangezogen werden. Soferne diese Annahme zu Recht besteht, fürchten wir, daß es um die Republik Österreich schon sehr schlimm bestellt sein muß, wenn eine Hilfsorganisation, die noch nie einen Groschen Subvention erhielt, auf diese Weise zur Kasse gebeten wird. An den Zahlungen haben wir übrigens noch jahrelang zu knabbern. Um die Raten be-zahlen zu können, mußte dringend notwendiges Hilfsgerät verkauft oder als Spende im Ausland belassen werden.
Durch die Maßnahmen des Finanzamtes sind wir nun um folgendes ärmer:
Fahrzeuge, Anhänger, Schlauchboote mit Motor auf Anhängern, auch diverse technische Geräte wie Schneidbrenner, Meßgeräte, auch spezielle technische Geräte für eine erfolgreiche Bergung, diverses Tauchmaterial, sowie einige Mannschaftszelte, usw., usw.
Die Republik Österreich hat auf dem Umweg über das Finanzamt eine engagierte Gruppe von Österreichern halb demontiert, die nichts wollte als nur helfen. Der Sinn dieser Maßnahme des Finanzamtes kann auch heute noch beim besten Willen nicht erkannt werden, auch wenn es vielleicht irgendwel-che Paragraphen gibt, die der Behörde recht geben. Daß ein bereits gültiger Bescheid einseitig widerrufen wurde, sei nur am Rande erwähnt.
Eine Wasseraufbereitungsanlage und zwei große Zelte werden vermutlich in Nepal verbleiben, da wir uns wegen der Rückzahlungen an das Finanzamt auch in Bezug auf Transport- und Lagermöglichkeit zukünftig besonders ein-schränken werden müssen.
Das THW Österreich wird sich zukünftig auch vermehrt mit technischer Unter-stützung von Behinderten und sonstigen durch Krankheit oder Alter einge-schränkt mobilen Menschen beschäftigen, die in technischen Bereichen nicht bereits von anderen Hilfsorganisationen betreut werden wie Behindertendien-ste, Rettungs- und Sozialdienste.
Trotz aller Hürden wird unsere Organisation natürlich weiter tätig sein, mit wenig Geld oder sonstiger Unterstützung, genauso wie in den vergangenen 30 Jahren. Es bleibt allerdings nur die Suche nach Nischen, in denen man tätig sein kann, ohne daß eine große Organisation eine Art von Konkurrenz be-fürchtet, und sei dieses mögliche Konkurrenzdenken noch so klein. Das THW Österreich wird weiter versuchen, in vielen kleinen Bereichen nach Möglichkeit für die Menschen des Landes da zu sein, so schwer es auch sein wird.
Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des THW Österreich ist und bleibt die Auslands-hilfe bei Katastrophen aller Art, wobei in erster Linie an unsere Nachbarländer gedacht wird. Hilfen, beispielsweise in Nepal, erfolgen üblicherweise dann, wenn wir einen Bezug zu einer Region haben oder Partnerorganisationen vor Ort.
Das THW bietet zukünftig auch verschiedene Kurse an oder vermittelt solche an etwaige Partner weiter, wie beispielsweise Unfallverhütung, Nautik-Kurse, Schwimm- und Tauchkurse, Sicherheitskurse für Betrieb und Haushalt sowie Grundlagen für Ersthelfer in den verschiedensten Bereichen.
Es fehlt nicht am Willen unserer freiwilligen Helferinnen und Helfer, sondern schlicht und einfach zumeist an finanziellen Ressourcen, daher werden drin-gend Unterstützerinnen und Unterstützer gesucht. Der neidvolle Blick nach Deutschland zeigt, daß es auch anders gehen könnte. Von gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen wie in Deutschland können wir jedoch einst-weilen nur träumen.
Dr. Wolfgang Hartinger